13. Februar 2017

Bye, bye, Krempel

Ich habe seit Beginn des Kauflos-Glücklich-Projekts immer mehr ausgemistet, mich von Dingen getrennt, die vielleicht irgendwann mal schön (und teuer) waren, aber inzwischen nur noch rumlagen und Platz wegnahmen.
 
Aber wohin mit all dem Kram und Krempel?

Eine gute Frage, die ich für mich selbst noch nicht abschließend geklärt habe.
Fest steht: Wer Dinge kauft, muss auch die Verantwortung für die Entsorgung übernehmen - und im Idealfall bedeutet "Entsorgung" nicht automatisch "Mülltonne", sondern verantwortungsvolle Weitergabe von noch gebrauchsfähigen Dingen.

Gerade Markenklamotten und ausgefallene Stücke wird man schnell im Internet los (Kleiderkreisel, Kleiderkorb, Mädchenflohmarkt, Ebay usw.) und bekommt dafür häufig sogar noch ein bisschen Geld.
Von Altkleidercontainern rate ich hingegen ausdrücklich ab. In den meisten Fällen ist ziemlich undurchsichtig, wo die dort gesammelte Kleidung hinkommt. Häufig werden gut erhaltene Teile nach Afrika geschifft und dort billig verkauft, was dazu führt, dass lokale Märkte (Textilfabriken) zerstört werden. 
[EDIT 16.07.2017: Nach einem aufschlussreichen Telefonat hat sich meine Meinung zu Altkleidercontainern ein wenig relativiert. Bitte undbedingt diesen Artikel lesen]
Die wirklich kaputten Teile werden im besten Fall zu Putzlappen und Füllmaterial (z.B. in der Automobilindustrie) verarbeitet.

Und auch das ach-so-tolle Angebot von Modeläden wie H&M, Kleidung in hauseigenen Containern abzuliefern, in Bdsinn. Denn: Altkleider können immer nur downgecycled werden (s.o.: Putzlappen, Dämmaterial usw.). Es gibt nämlich (noch?) keine Maschinen, die aus den alten, kaputten Sachen bzw. deren Fasern neues Garn herstellen können. Dazu müsste man die Kleidungsstücke sortenrein trennen, und das ist angesichts der gazen Mischgewebe, die heute auf dem Markt sind, quasi unmöglich und absolut nicht wirtschaftlich rentabel. Schade, schade.

Flohmärkte bringen zwar kein Vermögen, aber wenn es darum geht, Ballast loszuwerden, muss man sich eben damit abfinden, dass man oftmals nur einen Bruchteil des Neupreises für seine alten Sachen bekommt. Und ich persönlich liebe ja die Atmosphäre auf Flohmärkten und freue mich über glückliche Gesichter, wenn jemand ein Schnäppchen machen konnnte. :)

Elektronikartikel lassen sich meist auch noch ganz gut weiterverkaufen (z.B. bei Ebay-Kleinanzeigen), zumindest so lange sie funktionstüchtig sind. Kaputte Elektronik bitte nicht in den Hausmüll schmeißen! Viele Elektrogeschäfte nehmen kaputte Geräte zurück; immerhin sind darin wertvolle Ressourcen enthalten, die inzwischen immer häufiger wiederverwertet werden (wenn auch noch viel zu selten). Ein schöner Ansatz, wie ich finde: Payback für Elektroschrott. 

Eine weitere Anlaufstelle sind für mich auch immer caritative Einrichtungen (Diakonie, Caritas, Rotes Kreuz, Oxfam uvm.) und Flüchtlingsunterkünfte in der Nähe. Bitte immer vorher anrufen, um abzuklären, was dort überhaupt benötigt wird! Miniröcke und Glitzerkleidchen bringen z.B. Menschen ohne festen Wohnsitz im Winter logischerweise nicht viel, und viele Einrichtungen gehen in Hausrat unter. Man verlagert nur das Problem, wenn man seinen Krempel dort achtlos abliefert, denn am Ende müssen diese Teile häufig trotzdem im Müll entsorgt werden. 
  
Für Kleinkram und Ramsch bleiben am Ende noch die Verschenks-Gruppen auf Facebook. Oder noch einfacher: Sachen in eine Kiste packen, "Zu verschenken" dranschreiben, an die Straße stellen und warten, was passiert. Ich wundere mich immer wieder, was manche Leute noch so gebrauchen können... 😄
(P.S.: Die Kiste natürlich am Abend wieder reinholen, und was nicht mitgenommen wurde, muss wohl oder übel in den Müll.)

Bleibt festzuhalten: Spenden ist gut, weniger kaufen ist besser.
Es gibt wirklich genug Zeugs und Krams. Erstmal können nicht ewig die ohnehin knappen Ressourcen für die Produktion von Neuware angezapft werden (um mal ein paar Zahlen zu nennen: Für die Produktion einer Jeans bedarf es über 7000 Liter Wasser!). Und wenn wir ein T-Shirt nach zweimaligem Tragen in die Tonne schmeißen, ist das Müll, der entsorgt werden muss. Lasst uns dafür sorgen, dass Kleidung nicht zum Wegwerfartikel wie Plastiktüten und Pappbecher wird! Und lasst uns verantwortungsvoll mit unseren Konsumgütern umgehen. 😊

EDIT: In den Kommentaren stehen tolle zusätzliche Ideen, unbedingt lesen! Eine Anleitung zur privaten Kleidertauschparty gibt's hier.

6 Kommentare:

  1. Hey Anna,
    mein Freund und ich haben letzte Woche auch Bücher und DVD's ausgemistet. Am Freitag habe ich ein Buch, welches ich für mein Studium benötigt habe, an die Universitätsbibliothek gespendet. Ich hatte mir das Buch nur gekauft, weil ich es in nicht ausreichender Menge ausleihbar war. Jetzt stand es aber nur noch herum.
    Die anderen Medien habe ich der Stadtbibliothek angeboten und die haben mir heute geschrieben, was sie gerne von mir haben würden. So kann ich den noch sehr gut aussehenden Krempel loswerden und kann hier vor Ort ein kleines bisschen Gutes tun. Den Rest werde ich zu meinem Lieblings-Gebrauchtwaren-Laden bringen oder auf die Straße stellen. Das hat bisher auch ganz gut funktioniert. :)
    Liebe Grüße!

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  2. Was für eine coole Sache, die Bücher an die Bib zu spenden! Darauf bin ich noch nicht gekommen. Gute Idee für nach-dem-Examen. ;-)

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  3. Ich verkaufe ab und an etwas bei momox. Und kann nur zu den Kleidercontainern ergänzen, dass es ab und an auch Secondhandläden gibt (soziale Projekte)vor deren Tür ein eigener Container steht. Das finde ich ganz gut.

    Außerdem empfehle ich eine Verschenke-Nachtichtengruppe mit Freunden zu eröffnen. Klappt bei uns super.

    Und die Veranstaltung von einem Sachentausch bzw. Mädelsabend finde ich super - bei dem alle alten Krempel (vorrangig Kleidung)und eine Kleinigkeit zu essen mitbringen.

    Die Idee mit der Bib finde ich toll!

    Herzlichst fine

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  4. Liebe Fine,
    stimmt, ich erinnere mich an Deine Erzählungen von der Whatsapp-Verschenkegruppe. Das kligt echt praktisch! Ich habe oben nochmal meine Anleitung zur Kleidertauschparty verlinkt, das lässt sich aber ja easy zum Sachentausch erweitern. ;-)
    Merci für die Tipps!

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  5. Ich benutze ja auch gerne die umgewandelten Telefonzellen, um meine alten Bücher los zu werden (und gehe immer wieder mit mehr Büchern raus, als ich gekommen bin....*drop*)
    Hier in Hamburg hat die Stadtreinigung inzwischen auch Container für Elektromüll aufgestellt. Die nehmen zwar nicht alles, aber doch einiges.

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  6. Ach krass, weißt Du, was die mit den Sachen machen? Steht an den Containern was dran?

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