15. Juni 2017

Alternativen zu...neuen Fahrradhelmen?

In meinem Freundeskreis hat es in letzter Zeit vermehrt Fahrradunfalle gegeben. Gott sei Dank sind die alle glimpflich ausgegangen, aber auf dem Weg zur Uni habe ich vor einigen Tagen einen schlimmeren Unfall gesehen, bei dem ein Autofahrer beim Abbiegen einen Radfahrer übersehen hat, der dann direkt durch die Beifahrerscheibe geflogen ist. Der Typ hatte einen Helm auf, ansonsten hätte er das vermutlich nicht überlebt. Mich hat das Ganze sehr zum Nachdenken angeregt. Fahrradhelme sind echt nicht sexy. Aber ne schlimme Schädelfraktur ist es erst recht nicht.

Also stand für mich fest: Ich will mir einen Fahrradhelm zulegen. 

Und - wie sollte es anders sein - ich wollte ihn gerne gebraucht kaufen. Aber wie ist das eigentlich? Motorradhelme soll man (eigentlich *hust*) alle 5 Jahre neu kaufen. Wie lange darf man Fahrradhelme benutzen? Sind die nach 8, 9, 10 Jahren noch sicher?

Meine Internetrecherche hat nur einige eher unwissenschaftliche Beiträge in Mutti-Foren hervorgebracht. Deshalb habe ich mich ganz offiziell an den Allgemeinem Deutschen Fahrrad-Club e. V. (ADFC) gewendet. Denn wer sollte sich mit sowas auskennen, wenn nicht die Leute dort? Zwei Stunden später hatte ich bereits eine sehr nette und überaus informative Antwort vom stellvertretenden Pressesprecher René Filippek im Posteingang.

Zunächst die ziemlich ernüchternde Aussage: Fahrradhelme haben eher eine noch kürzere Lebenszeit als Motorradhelme. 

Der Aufprallschutz besteht aus Styropor, der Luft und (UV-)Licht viel stärker ausgesetzt ist, insbesondere wenn der Helm täglich im Einsatz ist. Das macht das Material spröde, und irgendwann kann es einen Aufprall nicht mehr richtig dämpfen. Deshalb gilt als Faustregel: Nach etwa vier bis fünf Jahren sollte ein Fahrradhelm auch ohne Sturz getauscht werden. Das empfehlen auch die Hersteller selber (wobei ich bei solchen Angaben immer ein bisschen skeptisch bin, denn die wollen natürlich ihr Geld verdienen). Naja. Je mehr man also mit dem Helm unterwegs ist, desto früher sollte er getauscht werden. Auch Herunterfallen mögen Fahrradhelme nicht besonders. Eine konkrete Studie dazu gibt es nicht, aber Herr Filippek erzählte, dass man alte Helme mit einem kräftigen Ruck oft ohne größere Probleme auseinanderreißen könne.
Einen gebrauchten Helm zu kaufen ergibt daher nur begrenzt Sinn. Im Helm ist üblicherweise ein Aufkleber mit dem Produktionsdatum, daran kann man erkennen, wie alt der Helm ist. Daraus lässt sich jedoch nicht ablesen, wie der Helm behandelt wurde, ob er auf den Boden gefallen ist oder gar einen Sturz hinter sich hat (nach einem Sturz sollte ein Helm unbedingt ausgetauscht werden, auch wenn keine äußeren Schäden sichtbar sind. Bei einem inneren strukturellen Schaden könnte die Schutzwirkung deutlich nachlassen). Herr Filippek spricht sich damit gegen den Kauf eines gebrauchten Helmes aus.

Er hat mir abschließend noch mit auf den Weg gegeben, dass Radfahren gegenüber dem Autofahren derart viele ökologische Vorteile bringt, dass auch der (regelmäßige) Neukauf von Helmen das kaum relativieren kann. Das ist zumindest ein bisschen tröstlich, wenn auch nicht wirklich befriedigend. Denn ein Fahrradhelm, der ja aus unterschiedlichsten Materialien besteht und kompliziert verklebt ist, kann definitiv nicht recycled werden.

Da das kauflose Jahr vorbei ist, und Sicherheit und Gesundheit sowieso immer vorgehen, habe ich mich also auf die Suche nach einem guten, nachhaltigen Fahrradhelm gemacht. 

Das ist leider nicht so einfach, wie gedacht. Es gibt zwar etliche Unternehmen, die in Deutschland produzieren (z.B. Abus, Uvex, KED, Alpina u.a.), aber einen wirklich nachhaltigen/ökofairen Helm gibt's (noch?) nicht.
Beim Fahrradhändler meines Vertrauens (R&W Zweirad-Team in der Groner Landstr. 21) wurde ich sehr gut beraten. Dort gab's den Testsieger: Casco Activ 2. Der Helm hat mir sehr zugesagt, aber leider produziert Casco nicht in Deutschland, und ich wollte ja eigentlich Arbeitsplätze vor Ort sichern, wenn ich mit dem Helmkauf schon nicht die Umwelt retten kann. ;-)
Also war ich am nächsten Tag noch bei zwei anderen Fahrradläden in Göttingen. Bei beiden waren Service und Beratung leider Fehlanzeige, und der einzige Helm, den ich anprobiert habe (irgendein Modell von Abus), saß irgendwie nicht richtig. Aaaalso habe ich mich am Ende doch für den Helm von Casco entschieden. Casco produziert immerhin komplett in Europa. Es ist also mal wieder so ein Kompromissfall. Stolze 80€ hat der Helm gekostet, aber was soll's, ich geb ja sonst kein Geld aus. Und für die eigene Sicherheit kann man das schon mal machen. Uuund der Händler sagte, dass man so einen Helm auch acht Jahre tragen kann (vorausgesetzt natürlich, er ist nicht runtergefallen).

In Deutschland besteht übrigens generell keine Helmpflicht für Radfahrer.

Weder im allgemeinen noch für bestimmte Altersgruppen, in bestimmten Regionen oder bei Gruppenfahrten. Da es keine Helmpflicht gibt, gilt nach gängiger Rechtsprechung bei Alltagsradfahrern das Fehlen eines Fahrradhelmes bei einem Unfall auch nicht als Mitverschulden. Selbstverständlich spricht nichts dagegen, wenn sich Radfahrer individuell mit einem Helm schützen (dass ein Helm den Kopf schützen kann, steht außer Frage). Der ADFC vertritt allerdings die Auffassung, dass eine generelle Senkung des Unfallrisikos für Radfahrer vorrangig durch eine radfahrerfreundliche Verkehrsplanung erfolgen sollte. Diese Auffassung kann ich, die täglich auf wirklich abenteuerlichen Radwegen in Göttingen unterwegs ist, nur unterstützen!

Jetzt muss ich mich erstmal daran gewöhnen, beim Radfahren den Helm aufzusetzen bzw. ihn überhaupt mit aus dem Haus zu nehmen
Hat zufällig jemand Tipps für helmfreundliche Frisuren? Ich bin da ja doch ein bisschen eitel...:D

3 Kommentare:

  1. Hallo Anna,

    das ist ein Thema, mit dem ich mich bisher auch nicht so wirklich beschäftigt habe. Man hört zwar immer wieder von Unfällen und ich habe auch schon mehrfach brenzlige Situationen auf dem Rad erlebt, aber trotzdem habe ich mir nie einen Helm besorgt... besser wäre es sicherlich, als Radfahrer zieht man nämlich im Zweifelsfall immer den kürzeren. Ist die Verkehrssituation in GÖ wirklich so fahrradfeindlich?^^
    Meins ist dank Papa jetzt wieder in Topform - Dynamo repariert und Kette erneuert!
    Zu fahrradfreundlichen Frisuren fällt mir spontan nur Zopf ein... Pferdeschwanz oder was geflochtenes sollte in Form bleiben ;)

    Viele Grüße
    Charlotte

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  2. Hi Charlotte,
    Göttingen rühmt sich immer mit dem Fahrradschnellweg vom Bahnhof zum Nordcampus. Der ist wirklich super (sehr breit und glatter Asphalt). Aber überall sonst ist es wirklich tückisch. In Uninähe sind einfach zu viele Leute unterwegs und gleichzeitig ist die Beschilderung nicht immer ganz eindeutig, da rasselt man also schnell man mit nem Fußgänger oder einem anderen Radfahrer zusammen.
    Und auf meinem Weg zur Uni (ich wohne in Grone, also im Westen) ist die Ampelschaltung für Radfahrer komplett unmöglich. Jede Ampel wird vor meiner Nase rot. Und der Radweg ist holprig und nicht wirklich vom Fußweg abgetrennt.
    Und Du hast absolut Recht, als Radfahrer zieht man immer den Kürzeren. Da bringt es auch nichts, dass Fehlen eines Fahrradhelmes bei einem Unfall auch nicht als Mitverschulden gilt.
    Pferdeschwanz und Bauenzöpfe sind bei mir tatsächlich schon erprobt, aber offene Haare sehen immer so platt (und manchmal auch ein bisschen verschwitzt) aus, wenn man den Helm abnimmt. :(

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  3. Nice and very informative post..

    Thanks for sharing such a valuable information..

    Helme kaufen

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